Bundeslehrgang mit Dr. Hans-Peter Vietze, 7. Dan, in Malente

Mit rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich an diesem grauen und ungemütlichen Dezembertag in hohen Norden gewagt hatten, war die Matte sehr gut gefüllt. Hans-Peter und seine Frau Gerlind hatten bei ihrer Anreise aus Hessen nach Bad Malente zwar mit einem Zugausfall zu kämpfen, kamen aber gut gelaunt und voller Tatendrang bei uns an.

Thema des Lehrgangs war Kote-Mawashi, Tekubi-Osae sowie Verkettungen. Wir waren also alle ordentlich gespannt. Am Sonnabendnachmittag ging es los und Hans-Peter machte uns mit dem traditionellen japanischen Aufwärmtraining vertraut. Neben wohltuenden Bewegungsformen, die u.a. den Kreislauf anregten, erkannte ich das vielen vertraute „Rudern“ wieder. Aber auch andere Übungen zum Sammeln und Stärken des Ki stießen bei allen auf Interesse. Hans-Peters Aufwärmen war mehr als bloßes Krafttraining, sondern verzahnte das „Aufwecken“ und Aufwärmen des Körpers und aller Sinne mit den folgenden Aikidotechniken.

Beim Aufbau der folgenden Trainings merkte man, dass Hans-Peter ein wirklich toller Aikidomeister ist, der durch eine hohe Präsenz auf der Matte und durch überzeugende, klare Techniken, die immer auch einen Sinn ergeben, besticht. Es wurde aber auch sehr deutlich, dass er ein sehr erfahrener Lehrer ist. Der Aufbau des ganzen Lehrgangs und der einzelnen Trainings war durchdacht und logisch, so dass alle Futter bekamen, immer gut mitkamen, Zeit genug zum intensiven Üben blieb und auch ein Braungurt nicht überfordert war. Das muss man erst mal hinbekommen- und dann noch beim Thema Verkettungen.

Darauf war ich besonders gespannt, da ich die grade für die Prüfung ausführlich geübt hatte. Hans-Peter brachte neben diversen Technikkombinationen, die mir neu waren, aber auch hochinteressante neue Denkansätze mit, die zu spannenden Varianten führten. So betonte er zum Beispiel, dass man bei der Kombination zweier Shiho-Nage (bei wechselnder Rolle) an verschiedenen Stellen die Führung übernehmen könne. So probierten wir aus. Das so erarbeitete blieb denn auch besonders gut hängen.

Neben den auf dem Programm stehenden Bodentechniken blieb mir aber besonders auch die Arbeit mit dem Stab im Gedächtnis. Anstatt gleich mit Techniken loszulegen, hatten wir erst mal die Gelegenheit uns mit dem Übungsgerät vertrauter zu machen. Neben den bekannten oder auch noch unbekannten Gymnastikübungen mit Stab, bei denen sich einige noch etwas verknoteten, übten wir Schläge und Abwehren in den zwei unteren Angriffsbereichen (Chudan und Gedan). Das machte Lärm, aber auch sehr viel Spaß! Man lernte übrigens auch sehr praktisch einiges über Ma-Ai, denn so ein Holzstab ist hart und tut weh. Auch traditionelle Koordinierungsübungen mit Schlägen in acht Richtungen hielten unsere Hirnzellen auf Trab. So waren wir ideal vorgeknetet um dann eine breite Palette an Techniken mit oder gegen den Stab auszuführen. Besonders gut hat mir ein geworfener Ikkyo gefallen, wo man ein großes Rad beschreibt und Uke wunderbar in den Raum fällt.

So abwechslungsreich wie das Training war, so spannend und anregend waren die Gespräche am Abend im Kaminzimmer. In großer Runde hatten wir uns dort als Selbstversorger zusammengesetzt. Jeder steuerte etwas bei und wir hatten Gelegenheit uns mit Freunden, die auch von etwas weiter her (z.B. Niedersachsen) angereist waren, zu unterhalten.

Die Zeit ging so schnell vorbei. Ich habe mich richtig gut bewegt und war aber trotzdem nicht total kaputt nach dem Lehrgang, sondern beschwingt und hochmotiviert. Ich freue mich schon auf den nächsten Lehrgang mit Hans-Peter und sage im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
Vielen Dank und bis bald!

Frauke Drewitz, Sachbearbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit des AVSH

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